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Wenn die ersten Stürme über die Salzwiesen gegangen sind, liegen dicke Spülsäume aus Pflanzenresten am Fuß der Dünen und Deiche. Wo das Treibsel nicht von den Küstenschutzbehörden entfernt wird, lohnt sich bei mildem Wetter das Durchsuchen dieser Spülsäume. Sie können die Schalen kleiner Salzwiesenschnecken enthalten, die im Sommer nur schwer zu finden sind. Mausöhrchenschnecke und Marschenschnecke, aber vielleicht auch die Übersehene Wattschnecke liegen zwischen den Samen und Blättchen und warten auf die Entdeckung...
Die Abkühlung der Nordsee macht oft Mitte November den eventuell im Sommer aus wärmeren Meeren eingewanderten Fischen den Garaus. Seltene Irrgäste wie Mondfisch, Schwertfisch oder Brachsenmakrele fallen nun der Kälte zum Opfer und werden an die Strände gespült. Oft verraten pickende Möwen, wo ein größeres Tier am Spülsaum liegt. Wir sind gespannt auf alle ungewöhnlichen Fischbeobachtungen! Fotos, die möglichst auch die Flossenform erkennen lassen, sind hier besonders wichtig. Viel Spaß bei herbstlichen Strandspaziergängen!
Überall an der spätherbstlichen Küste sind nun große Schwärme der arktischen Pfeifenten zu beobachten. Ihre hellen Bäuche und der gelbe Scheitel der Erpel machen eine Erkennung recht einfach. Tagsüber rasten die kleinen Enten in Wassernähe, um bei Gefahr durch Greifvögel oder Jäger schnell untertauchen zu können. Als Vegetarier müssen Pfeifenten viel Gras oder Wintergetreide fressen – was manche Bauern nicht erfreut. Wenn es schneit, haben die Enten Reserven für 3 Tage, ehe sie auf der Suche nach Grünfutter in Richtung Südwesten ausweichen. In den Niederlanden sind sie oft den ganzen Winter über zu beobachten.
Schon Ende September sind die kinderlosen Ringelgänse aus Sibirien zurückgekehrt, deren Küken von Polarfuchs, Möwen oder Schneeeulen gefressen worden sind. Mittlerweile sind aber auch die erfolgreichen Ringelganseltern mitsamt Nachwuchs wieder im Wattenmeer zu beobachten. Sie rasten in großen Schwärmen auf den Seegras- und Salzwiesen der Küste, um sich Kraft für den Weiterzug nach England und Frankreich anzufressen. Die Jungvögel sind noch etwas kleiner als ihre Eltern, haben keinen Halsring und helle Schrägstreifen auf den Deckflügeln.
Im Übergang vom Strand zur Düne lebt in senkrechten Röhren die Larve des seltenen Strand-Sandlaufkäfers. Normalerweise schleudern die Käferlarven den Sand beim Tunnelbau weit fort. Nun wurden auf dem Norderoogsand eigenartige Haufen von Sandklümpchen gefunden. Offenbar können die Käferlarven nach Überflutungen den nassen Sand portionsweise wegschleppen, um ihren Höhleneingang, wo sie auf Beute lauern, wieder freizulegen.
In den ersten Oktobertragen sind die Schneeammern im Wattenmeer zu erwarten. Sie haben auf Grönland und in den anderen Arktisregionen gebrütet und kommen nun zur Überwinterung ins Wattenmeer. Gemeinsamt mit Ohrenlerchen und Berghänflingen nutzen sie die Samenvorräte der Salzwiesen, die von den Herbststürmen am Deich zusammen gespült werden. Beim Auffliegen sind die sonst überwiegend braunen Schneeammern leicht an einem großen weißen Flügelfleck erkennbar.
Immer mal wieder werden auf Algen, Holz oder Müll sitzende weiße Schalentiere an die Strände gespült. Sie sind mit einem Stiel am Untergrund fest gewachsen. Zwischen ihren Schalen strecken sie fächerartige Arme hervor. Es sind verschiedene Arten von Entenmuscheln, die mit den Seepocken verwandt sind und zu den Krebstieren gehören. Weil sie mit Hals, Körper und Fächerschwanz aussehen wie kleine Entchen, die kopfüber in Treibholz stecken, glaubte man im Mittelalter, dies seien „Entenfrüchte“, die zu Meeresenten heran wachsen.
Im Hochsommer findet auf den obersten Wattflächen ein Blütenfest statt, das fast niemand bemerkt. An den seit dem Frühjahr zu kleinen Säulenkakteen herangewachsenen Quellerpflanzen zeigen sich winzige gelbe Punkte: die einen halben Millimeter großen Pollenbeutel. Die eigentlichen Blüten sind vollkommen in die Stängel eingesenkt und nur im Gegenlicht zu sehen. Die Bestäubung übernimmt die Flut, die die Pollen von einer Pflanze zur anderen trägt. Im Herbst reifen die Samen und überwintern, während die Pflanzen absterben.
Sobald Strandflieder und Strandaster die Salzwiesen mit einem Blütenteppich überziehen, stellt sich eine Vielzahl von Blütenbesuchern dort ein. Mit dem oft kräftigen Wind kommen besonders die Schwebfliegen gut zurecht. Oft sieht man das Doppelbändchen, unsere häufigste heimische Schwebfliege. Ihre Larven sind wichtige Fressfeinde der Blattläuse. Wirklich wespenähnlich sind die „Sonnefreunde“, die aber wie alle Schwebfliegen nur so tun, als wären sie stachelbewehrte Wespen oder Bienen.