Gewöhnliche Sepia (Sepia officinalis)

EN: Common cuttlefish NL: Zeekat DK: Sepia-blæksprutte
Kurzbeschreibung Große Turboschnecke mit Tintendrüse und Kalkplatte
Teilsteckbriefe Laich der Sepia
Schulp Gewöhnliche Sepia
Kindersteckbrief Manche kennen sie aus dem Vogelkäfig, andere stehen ratlos vor den weißen Kalkplatten, die besonders im Herbst oft an den Stränden angespült werden. Doch selbst wer den Schulp kennt und weiß, daß er vom „Tintenfisch“ stammt, hat das dazu gehörige Tier wahrscheinlich noch nie lebend gesehen. Die Sepia ist flach, langoval, etwa 20-30 cm groß, und trägt am Kopfende 10 Arme, die innen mit Saugnäpfen bedeckt sind. Zwei dieser Arme sind viel länger als die anderen, werden verborgen getragen, und schnellen beim Beutefang blitzartig vor. Die Farbe der Sepia ändert sich ununterbrochen, da ihre Haut zahllose Farbpunkte enthält, die hervorgekehrt oder abgedeckt werden können. Je nach Stimmung des Tieres und Umgebungsfarbe ist die Sepia gelb, orange, grün oder braun, marmoriert oder zebra-gestreift. Sie bewegt sich durch wellenartige Bewegungen ihres Flossensaumes. Bei Gefahr gibt sie aus einer Drüse eine Tintenwolke ins Wasser ab, in deren Schutz sie blitzartig davonschwimmt.
Fundhäufigkeit 1 Fundmeldung , Verbreitungskarte
Status
heimisch
Klimaanspruch
wohl wenig empfindlich Die Art ist vermutlich gegen Temperaturänderungen wenig empfindlich
Aussehen
Oval abgeflachter Körper mit Flossensaum, 10 Arme Langovaler, etwa abgeflachter Körper mit umlaufendem Flossensaum. Vorderkörper mit zwei großen seitlichen Augen und acht zusammengelegt getragenen kurzen Fangarmen mit Doppelreihen von Saugnäpfen. Zwei lange Fangarme mit Saugnäpfen am Ende werden verdeckt getragen. Die Färbung und Musterung kann sich in Sekundenbruchteilen ändern.
Lebensweise Für langsames Schwimmen benutzt die Sepia ihren gewellten Flossensaum, mit dem sie vor‑ und rückwärts schwimmen kann. Ist sie in Eile oder Gefahr, schießt sie mit "Raketenantrieb" davon, indem sie Atemwasser ruckartig durch eine Rohr unter dem Kopf ausstößt. Als Schutz gegen Feinde bedient sie sich außerdem der in einer speziellen Drüse gebildeten schwarzen "Tinte". Diese wird als Wolke ausgestoßen, und die Sepia schießt in diesem Sichtschutz davon. Die Farbe der Sepia wechselt von braun, grün, gelb und orange bis schwarz‑weiß. Dies ist durch Farbkörper in der Haut möglich, die in Sekundenbruchteilen durch Nervenimpulse zusammengezogen oder ausgebreitet werden. Die Augen und das Gehirn der Tintenfische sind die mit Abstand am höchsten entwickelten unter den Wirbellosen. Man denke an die eher bescheidenen Fähigkeiten der gleichfalls zu den Mollusken gehörenden Muscheln und Schnecken! Allerdings weiß auch eine Sepia nicht immer genau, was ihre Arme gerade tun, denn viele Bewegungen erfolgen automatisch und werden dezentral von Nervenbündeln gesteuert, ohne dass das Gehirn "Rückmeldung" erhält.
Nahrung
Jagt Krebse, die sie mit ihren vorschnellenden Fangarmen packt und mit ihrem "Papageienschnabel" aufbeißt. Die vorstreckbare Raspelzunge schabt das Fleisch säuberlich aus dem Panzer. Als Lauerjäger ruht die Sepia meist eingegraben im Sandboden und beobachtet die Umgebung mit ihren sehr leistungsfähigen Augen. Nähert sich ein Beutetier (meist Krebse), so erhebt sie sich vorsichtig aus dem Sand, pirscht sich an das Opfer heran und ergreift es mit den beiden blitzartig vorschnellenden langen Fangarmen. Dann zieht sie die Beute sofort in das "Gewirr" ihrer Arme, in deren Mitte die Mundöffnung liegt. Wehrhafte Krabben werden von hinten gepackt, so dass sie die Sepia nicht kneifen. Neben einem scharfen "Papageienschnabel", mit dem sie die Beute zerkleinert, besitzt die Sepia auch eine Raspelzunge (Radula) wie die Schnecken.
Fortpflanzung Die Paarung der Sepien erfolgt im Sommerhalbjahr nach einem ausgiebigen Balzspiel, bei dem die Tiere ein Zebramuster tragen. Zur Übergabe eines Spermienpaketes führt das Männchen einen speziell geformten Arm (Hectocotylus) in die Mantelhöhle des Weibchens ein. Die Eier sind 2 cm groß, schwarz und zitronenförmig und werden in dichten Trauben an festen Gegenständen abgelegt. Nach einigen Wochen schlüpfen daraus fertig entwickelte kleine Sepien.
Jahreszyklus Im Winterhalbjahr werden Sepiaschulpe in jahrweise stark wechselnder Anzahl im Wattenmeer angeschwemBesonders im Herbst werden die Schulpe, die auch als Kalkschale in Vogelkäfige gehängt werden, an unsere Strände gespült. In manchen Jahren sind sie glatt und frisch und stammen von kürzlich verstorbenen Tieren, in anderen Jahren sind sie mit Algen und Seepocken bewachsen und kommen sicher aus weit entfernten Meeresgebieten (England, Atlantik).
Hätten Sie gedacht, dass...
... Tintenfische schon seit Jahrmillionen einen „Düsenantrieb“ benutzen, indem sie einen Wasserstrahl ausstoßen, der sie davonschießen läßt?
  • ... der kalkige Schulp so etwas wie eine in den Rücken verlagerte Muscheschale ist? Tintenfische gehören ebenso wie Muscheln und Schnecken zum Stamm der Weichtiere.
  • ... die zehnarmigen Tintenfische und die achtarmigen Kraken gemeinsam die Klasse der „Kopffüßer“ bilden, weil ihr Kopf zwischen dem Körper und den „Beinen“ sitzt?
  • ... alle Kopffüßer kräftige Kieferzangen besitzen, die zwischen den Armen verborgen sind und bei manchen Arten sogar Giftdrüsen tragen?
  • ... die Linsenaugen der Tintenfische fast so kompliziert und leistungsfähig sind wie unsere?
  • ... es in der Nordsee etwa 14 verschiedene Tintenfische gibt, von denen die Sepia und drei Kalmare nicht allzu selten sind?
Klassifikation Kopffüßer
Gewöhnliche Sepia in der WoRMS-Datenbank
Steckbriefbild:

Bildinformationen: Gewöhnliche Sepia

Autoren Rainer Borcherding
Lizenzbesitzer Schutzstation Wattenmeer
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Lizenz cc-by-nc 3.0
Weitere Bilder  
Hätten Sie gedacht, dass....
... Tintenfisch-Tinte früher tatsächlich als Tinte benutzt wurde? So sind z.B. viele Zeichnungen von Caspar David Friedrich „in Sepia“ ausgeführt.