Roter Purpurtang (Porphyra purpurea)

EN: Purple laver NL: Purperwier DK: Rød purpurhinde
Kurzbeschreibung Wie dünne rote Plastikfolie
Fundhäufigkeit 4 Fundmeldungen , Verbreitungskarte
Verbreitung
Weltweit, Ärmelkanal bis Norwegen, Watt und Kattegat Nur recht begrenzt in Mittel- und Nordeuropa vom Ärmelkanal bis nach Island und Südnorwegen sowie im Kattegat nachgewiesen. Im Wattenmeer überall auf Hartsubstrat. Offenbar eingeschleppt an beiden Küsten Amerikas sowie in Südafrika und Südaustralien.
Status
heimisch Im Wattenmeer leben 3 einheimische Porphyra-Arten, auf Helgoland 7. Die Gattung wurde 1824 von C. Agardh festgelegt.
Klimaanspruch
wohl wenig empfindlich Die bei uns heimischen Purpurtang-Arten sind nur in kühl-gemäßigten Meeresgebieten anzutreffen.
Größe und Alter
Länge: 10 – 30 cm Die Thalli von Porphyra-Arten können 2 bis 300 cm lang werden, in unseren Breiten aber meist nur bis 30 cm.
Aussehen
Rotes oder braunes Blatt, seitlich angewachsen Diese Rotalgengattung, die von rosa-pink über mauve bis oliv-grün, braun und purpurbraun in allen Tönen gefärbt sein kann, kommt mit 3 Arten im Wattenmeer vor und mit 7 Arten auf Helgoland. Sie bildet 10 - 30 cm lange, flache, sehr dünne, folienartige „Blätter“ (Thalli), die gewellt, zerknittert oder gerafft sein können. Mittels eines scheibenartigen Haftorgans (Rhizoid) halten sich die Pflanzen an Steinen oder auf Muscheln fest, einige weisen auch noch einen kurzen „Stiel“ (Cauloid) auf. Bei Niedrigwasser trocknen die Blätter bald aus, da sie nur aus ein oder zwei Zellschichten bestehen. Dabei spannen sie sich pergamentartig, verfärben sich schwärzlich und stellen die Lebensfunktion ein. Befeuchtet die Flut sie, werden sie wieder „munter“. Ständig überflutete Exemplare sind meist zarter als die Trockenfallenden. Da die Färbung der Thalli von Art zu Art, aber auch innerhalb einer Art stark variieren kann, gibt es nur sehr wenige Unterscheidungsmerkmale, oft ist die genaue Artbestimmung fast unmöglich. Findet man Exemplare, die bandförmig und am Rand farblos, in der Mitte rot sind, ist es wahrscheinlich der Gewöhnliche Purpurtang (P. purpurea), eine Winterform. Ist das Blatt in der Mitte wie mit einem Bauchnabel festgewachsen und hat farblose oder tiefrote Flecken, ist es vermutlich der Nabel-Purpurtang (P. umbilicalis), eine Sommerart.
Biotop
auf Hartsubstrat Die Purpurtange siedeln teilweise im Gezeitenbereich, teilweise in ständig überfluteten Bereichen wie dem Flachwasser. Im Wattenmeer sind die Purpurtange vor allem in der mittleren Gezeitenzone auf natürlichen und künstlichen Hartsubstraten anzutreffen, also auf Steinen, Felsen, Muschelschalen, Mauern, Bojen und Ankerketten.
Nahrung
betreibt Photosynthese Der Purpurtang hat eine „innere Uhr“, die ihm hilft, jeden Tag intensiv Photosynthese zu betreiben und in der Nacht jeweils ein Stückchen weiter zu wachsen.
Fortpflanzung
zweihäusig (diözisch), weibliche und männliche Keimzellen werden ins Wasser entlassen, dort kommt es zur Befruchtung Purpurtange können sich sowohl geschlechtlich, als auch steril fortpflanzen. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung erfolgt via Sporen, die ins Wasser abgegeben werden und neue Tange bilden, die genetisch identisch mit den Mutterpflanzen sind. Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung produzieren männliche und weibliche Geschlechtsorgane (dunkelrote Flecke) in unterschiedlichen Bereichen der Tange, oder auf unterschiedlichen Exemplaren, Geschlechtszellen (Gameten). Die männlichen Gameten werden ins Wasser entlassen und befruchten die weiblichen Gameten auf den Thalli. Nach der Befruchtung bildet sich auf den Thalli diploides Zygotosporangia, welches Zygotosporen produziert und ins Wasser entlässt, wo sich die Sporen z.B. auf leeren Muschelschalen ansiedeln. Die Sporen keimen und entwickeln sich zu sehr feinen, dünnen Algenfäden, die sich vermehren und früher für eine eigene Art gehalten wurden. Diese Phase der Fortpflanzung nennt man auch Conchocelis-Phase, nach dem griechischen Wort für Muschel. In dieser Phase wird wiederum eine Art Geschlechtsorgan gebildet, das Conchosporangium, welches durch Zellteilung (Meiose) haploide Conchosporen bildet, die sich auf geeignetem Substrat ansiedeln, zu keimen beginnen und sich schließlich zu ausgewachsenen Tangen entwickeln, sichtbar als „Nori“-Blätter.
Nutzung
Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel In Asien wird der Purpurtang seit Jahrtausenden als Nahrungsmittel genutzt, und umhüllt z.B. als „Nori“ jedes japanische Sushi-Röllchen. Schon vor 300 Jahren wurden dort Purpurtange auf Reisigbündeln gezüchtet. Heute geschieht das in industrialisierter Form auf Netzen. Die Zuchtnetze werden im Sommer in Kühlhäusern, um die Tange an der Sporenproduktion zu hindern und so „ewiges“ Blattwachstum zu erzielen. In der Nori-Produktion in Japan sind rund 300.000 Menschen beschäftigt, die Weltjahresernte an Purpurtang beträgt 900.000 Tonnen, im Wert von zwei Milliarden Euro. Der Tang enthält zwar null Kalorien, dafür aber viele wichtige Vitamine und Spurenelemente, damit ist er vor allem zu Reis eine wertvolle Nahrungsergänzung.
Hätten Sie gedacht, dass...
... Purpurtang seit Jahrtausenden in Asien als Nahrungsmittel genutzt wird, und z.B. als „Nori“
  • ... Purpurtang in Asien seit 300 Jahren gezüchtet wird, früher auf Reisigbündeln, heute auf Netzen?
  • ... in Japans Nori-Produktion 300.000 Leute arbeiten?
  • ... die Weltjahresernte an Purpurtang sich auf etwa 900.000 Tonnen im Wert von 2 Mrd Euro beläuft?
  • ... der Tang null Kalorien hat, aber viele Vitamine und Spurenelemente enthält, was vor allem zu Reis eine wichtige Nahrungsergänzung ist?
  • ... man Zuchtnetze mit Purpurtang im Sommer bei - 20° C lagert, um sie an der Sporenproduktion zu hindern und ewiges Blattwachstum zu erzielen?
  • ... der Purpurtang eine „innere Uhr“ hat, die im hilft, jeden Tag intensiv Photosynthese zu treiben und jede Nacht ein Stückchen zu wachsen?
  • ... der Purpurtang das Hormon Melatonin enthält, das gegen Jet-Lag hilft - allerdings nur in geringer Menge?
Klassifikation Purpuralgenartige
Roter Purpurtang in der WoRMS-Datenbank
Quellen
Schutzstation: Pflanze des Monats 3/2004 Brodie, J.A. and Irvine, L.M. 2003. Seaweeds of the British Isles. Volume 1 Part 3b. The Natural History Museum, London. ISBN 1 898298 87 4
Steckbriefbild:

Bildinformationen: Roter Purpurtang

Autoren Rainer Borcherding
Lizenzbesitzer Schutzstation Wattenmeer
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Lizenz cc-by-sa 3.0
Weitere Bilder  
Hätten Sie gedacht, dass....
… dass der Gattungsname Porphyra = Purpur sich vom kostbaren Purpur-Farbstoff ableitet, der schon im Altertum aus Meeresschnecken gewonnen wurde?