Bäumchenröhrenwurm (Lanice conchilega)

EN: Sand mason NL: Schelpkokerworm DK: Sandtræorm
Kurzbeschreibung Wuschelköpfiger Röhrenbauer mit klebriger Spucke
Teilsteckbriefe Hinterende Bäumchenröhrenwurm
Röhrenhülle Bäumchenröhrenwurm
Röhre Bäumchenröhrenwurm
Fundhäufigkeit 65 Fundmeldungen , Verbreitungskarte
Verbreitung
Nordhalbkugel, Mittelmeer bis Südnorwegen, Wattenmeer und Kattegat Flächendeckend in britischen Gewässern und der Nordsee, vereinzelt auch an den Küsten Südeuropas und im Mittelmeer. An beiden Küsten der USA im wärmeren Bereich bis in die Karibik, nicht weiter nördlich. Fehlt auch in der Ostsee komplett, schon in der dänischen Südsee nicht mehr nachgewiesen. Im Wattenmeer überall.
Status
heimisch
Klimaanspruch
wohl wenig empfindlich Die Art ist vermutlich gegen Temperaturänderungen wenig empfindlich
Aussehen
Buschiger Tentakelschopf, in Sandröhre, Hinterkörper dünn Der Wurm wird bis 8 cm lang und drei Jahre alt. Die aus Sand gebaute „Baumkrone“ am oberen Ende der Wohnröhre ragt knapp aus dem Wattboden heraus. An freigespülten Röhren ist erkennbar, dass sie je nach Korngröße der Umgebung mal aus reinem Sand, mal unter Verwendung von Muschelschill (Schalenbruchstücken) gebaut sind. Der Wurm selbst ist schlank, rosa und weichhäutig mit einzelnen Borsten an den Körperseiten. Am Kopf trägt er ein dichtes Büschel aus etwa Hundert feinen Tentakeln. Diese können bis auf 12 cm Länge gestreckt werden und transportieren Baumaterial oder Nahrungsteilchen heran. Die geweihförmig verzweigten, tiefroten Kiemen des Wurmes sitzen ebenfalls am Kopf.
Lebensweise Er kann dichte Kolonien bilden, wobei die „Baumkronen“ stets quer zur Hauptströmungsrichtung stehen. Bei Übersandung oder Freispülung können die Würmer binnen Stunden ihre Röhren reparieren. In Eiswintern erfrieren alle Bäumchenröhrewürmer im Watt, und es dauert zwei Jahre, bis die Art die leergefrorenen Bereiche wieder besiedelt. Die Ausbreitung erfolgt wie bei praktisch allen Borstenwürmern durch mikroskopisch kleine Schwimmlarven. Diese siedeln sich bevorzugt an den Röhren älterer Würmer an. Dies erklärt die zögernde Neuansiedlung nach Eiswintern, denn „wo nichts ist, kann auch nichts werden“.
Jahreszyklus Der Bäumchenröhrenwurm tritt ganzjährig im Watt auf, erreicht aber im Spätsommer oft ein Bestandsmaximum.
Hätten Sie gedacht, dass...
... der extrem haltbare „Zement“ zum Röhrenbau mit den Mundlappen auf die Sandkörner geschmiert wird?
  • ... der Wurm an der Bauchseite eine Rinne mit Klebdrüsen besitzt, in der Sandkörner gestapelt und
  • ... die Wurmlarven 2 Monate lang im Meer schwimmen und dabei bereits in einer Schleimröhre sitzen?
  • ... der Wurm extrem schreckhaft ist und sich blitzschnell an´s untere Röhrenende zurückziehen kann?
  • ... nur Pfuhlschnepfen dem Wurm gefährlich werden können, weil sie mit ihren langen Schnäbeln seitlich in die Röhren stechen und den Würmern so den Rückzugsweg abschneiden?
  • ... es Schuppenwürmer gibt, die als „Untermieter“ beim Bäumchenröhrenwurm leben?
  • ... man einen Baumchenröhrenwurm aus abwechselnd gebotenem weißem und rötlichem Muschelschill einen „Leuchtturm“ bauen lassen kann?
Klassifikation Borstenwürmer
Bäumchenröhrenwurm in der WoRMS-Datenbank
Steckbriefbild:

Bildinformationen: Bäumchenröhrenwurm

Autoren Rainer Borcherding
Lizenzbesitzer Schutzstation Wattenmeer
Lizenzhinweis Copyrighted Material; the copyright remains with the author (not this web publication)
Lizenz cc-by-sa 3.0
Weitere Bilder  
Hätten Sie gedacht, dass....
... der wissenschaftliche Artname des Wurmes übersetzt „Schalensammler“ bedeutet?