Schlickkrebse (Corophium spp.)

EN: Sandhopper “Corophium volutator“ NL: Langspriet DK: Slikkrebs
Kurzbeschreibung Kleiner Wattbodenkrebs mit Grabfühlern
Teilsteckbriefe Häutung Schlickkrebs
Kriechspur Schlickkrebs
Gang Schlickkrebs
Haufen Schlickkrebs alt
Haufen Schlickkrebs jung
Fundhäufigkeit 32 Fundmeldungen , Verbreitungskarte
Verbreitung
Nordsee, Atlantik Vom Schwarzen Meer über Mittelmeer und Atlantik bis zur Nord- und Ostsee verbreitet, auch an Nordamerikas Küsten.
Status
heimisch
Klimaanspruch
wohl wenig empfindlich Die Art ist vermutlich gegen Temperaturänderungen wenig empfindlich
Aussehen
Körper länglich, beinartige Antennen am Kopf Schlanker hellgrauer Flohkrebs mit bräunlicher Rückenzeichnung. 2. Antennenpaar zu kräftigen langen Grab"beinen" entwickelt, die beim Männchen so lang sind wie der übrige Körper, beim Weibchen halb so lang. Kriecht mit raupenartigen Bewegungen, schwimmt schnell mit nach vorne zusammengelegten Antennen.
Lebensweise Lebt in einer U-förmigen Röhre im Boden. Der Röhrenbau erfolgt mit einer erstaunlichen Technik, die sicherstellt, dass der Krebs jederzeit Atemwasser durch seinen Bau pumpen kann: Der Krebs gräbt praktisch im Liegen den Schlick unter sich weg, so dass er senkrecht einsinkt. Über sich in der Körpermitte baut er ein Dach, vorne und hinten bleiben Eingänge. So arbeitet er sich senkrecht in den Boden hinein, während die beiden Schächte immer länger werden. Daher beträgt der Abstand zwischen den beiden Schenkeln des "U" immer eine Körperlänge des Krebses. Mitunter fehlen Schlickkrebse in einzelnen Wattgebiete fast vollständig, weil sie von einem parasitischen Saugwurm getötet werden, der sie als Zwischenwirt auf dem Weg in den Seevogelmagen benutzt und in warmen Jahren so häufig auftritt, dass er versehentlich seinen Zwischenwirt tödlich schädigt. Bei Überflutung schwimmen die Schlickkrebse mitunter lebhaft umher. Dabei streben sie schräg zur Wasseroberfläche empor, lassen sich dann senkrecht absinken und schwimmen wieder aufwärts. Vermutlich dient dieses Verhalten der Ausbreitung der Art, da sie kein schwimmendes Larvenstadium besitzt. Kurz nach dem Trockenfallen sind Schlickkrebse auch umher kriechend auf der Wattoberfläche anzutreffen, wo sie nach Nahrung suchen.
Nahrung Schlickkrebse fressen entweder abgelagerte feine Schlickpartikel von der Bodenoberfläche (Deposit feeder), oder sie entnehmen dem Atemwasserstrom, den sie ständig durch ihre Wohnröhre pumpen, mit Borstenfiltern am vorderen Brustbeinpaar die Schwebstoffe (Suspension feeder). Bei der Nahrungsaufnahme von der Bodenoberfläche hinterlassen sie charakteristische ringförmige Kratzspuren von 1 cm Durchmesser.
Fortpflanzung Die Weibchen tragen Eier, aus denen fertige Jungtiere schlüpfen, in einer Bruttasche unter dem Vorderkörper. Zwischen Mai und September "brüten" sie 3 - 4 Würfe von je 10 Jungtieren aus. Diese bleiben zunächst noch eine Weile in der mütterlichen Wohnröhre, ehe sie Seitengänge und später eigene Baue graben.
Jahreszyklus Zum Jahresende sterben die erwachsenen Schlickkrebse größtenteils ab, so dass nur kleine Exemplare den Winter überdauern.
Nutzung Die Verfestigung von Schlick durch die Fress- und Bauaktivitäten der Krebse spielt möglicherweise eine positive Rolle bei der Bodenablagerung im Wattenmeer.
Hätten Sie gedacht, dass...
... dass das Wattknistern entsteht, wenn die Krebse ihre Antennen spreizen, um Schlick heranzukratzen, wobei mit einem leisen Klicken ein Wasserhäutchen zwischen den Antennen zerreiß?
  • ... dass auch dichte Bestände von Herzmuscheln und Wattringelwürmern Wattknistern erzeugen können?
Klassifikation Flohkrebse
Schlickkrebse in der WoRMS-Datenbank
Steckbriefbild:

Bildinformationen: Schlickkrebse

Autoren Rainer Borcherding
Lizenzbesitzer Schutzstation Wattenmeer
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Lizenz cc-by-sa 3.0
Weitere Bilder  
Hätten Sie gedacht, dass....
... dass Millionen von Schlickkrebsen bei der Nahrungssuche das typische Wattknistern erzeugen, das Theodor Storm als "des gärenden Schlammes geheimnisvollen Ton" bezeichnete?